Rückblick auf die Gewitter vom Sonntag, 9. Juli 2023

Ihr habt es euch gewünscht, ihr sollt es bekommen. Was war jetzt eigentlich mit dem vergangenen Sonntag los? Kurz zur zeitlichen Einordnung. Am Mittwoch zuvor schrieb ich erstmal über eine Wetterkonstellation, die durchaus das Potential haben könnte Unwetter zu produzieren. Einen Tag danach gingen die Modelle wieder zurück, entsprechend konnte man zu dem Zeitpunkt die möglichen Unwetter wieder abstufen zu unwahrscheinlichen Unwettern. Die Lage blieb aber unverändert so, dass Unwetter hätten entstehen können. Am Freitag schrieb ich dann einen Fahrplan, um mich dann am Samstag für eine Warnlage zu entscheiden. Alles Weitere kennt ihr ja bereits.

Analyse-Großwetterlage vom GFS mit dem Geopotential in 1.500 Meter Höhe inkl. Temperatur | Quelle: wetter3.de

Und das steckte dahinter: Ein Tief vor den britischen Inseln sorgte im Vorfeld für eine in Mitteleuropa und Deutschland aufkommende Südströmung mit heißer Luft, die in 1.500 Meter Höhe befindliche Luft erwärmte sich an die 20 °C. Diese Luft war unter anderem deswegen so trocken, weil sie subtropischen Ursprung hatte durch das Hitzehoch über Nordafrika mit Temperaturen an die 30 °C in 1.500 Höhe, da sprechen wir in der Wüste von 50+ °C. Diese Temperaturunterschiede haben sich in Deutschland getroffen und so etwas geht selten ohne Knall aus.

Zoom der Großwetterlage oben | Quelle: wetter3.de

Zoomen wir etwas nach Deutschland rein. Dort haben wir im Nordwesten das Tief, im Süden das Hoch und diese Hitze, die von Süd nach Nord geströmt ist. Diese wird von dem Tief nun nach Osten abgedrängt, an der Luftmassengrenze entstanden Schauer- und Gewitter, örtlich mit Unwettergefahr. Soweit so gut. Jetzt beobachten wir mal die dicken weißen Linien. Die Linie, an der die schwarze 20 angebracht ist, macht beim Übergang von Frankreich nach Deutschland einen kleinen Knick und haut dann nach Osten ab. Die Linie, an der die schwarze 15 angebracht ist, macht einen deutlicheren Knick bei Holland bzw. über dem Westen von Niedersachsen in Richtung Nordsee. Diese Knicke stehen für kleine Tiefs, die die Luft nochmal etwas zusätzlich ankurbeln und zirkulieren lassen.

Und das hat zwei Ursachen zur Folge:
1. Die genaue Zugbahn der Gewitter nimmt eine gewisse Eigendynamik an, es lässt sich nicht mehr so leicht prognostizieren, wie diese Gewitter nun ziehen dürften.
2. Durch diese Zirkulation der Luft entstand eine Zone im Vorfeld der Kaltfront, die auch den weiteren Verlauf der Kaltfront etwas durcheinander gebracht hat. Folglich war auch nicht mehr genau zu sagen, wie sich die Kaltfront nun verhalten wird.

Aus diesen Gründen entschied ich mich dazu, einen Live-Ticker einzurichten, ohne dabei eine Unwettergefahr auszusprechen. Diese habe ich nur für Essen ausgesprochen, weil dort extremer Starkregen mit vielen Blitzen entstanden ist und dort für Überschwemmungen und Sachschäden geführt hat. In den restlichen Regionen verlief dann vieles sehr ruhig ab, örtlich gab es in diesen Wetterlagen nicht unüblichen Starkregen, aber die schweren Gewitter blieben größtenteils aus. Das hatte wiederum zwei Hauptgründe:
1. Der Wind der ersten Gewitterlinie war schwächer als zuvor berechnet, sodass die Luft nicht so stark eingezogen worden ist, damit auch starke Gewitter entstehen können. Dieser Effekt war in Essen größer aufgrund der topographischen Lage und der Temperaturunterschiede. Die Wolken waren in Düsseldorf schon kompakter aufgrund der umliegenden Gewitter, sodass die Temperaturen von 34 auf 29 °C zurückgegangen sind, ehe das erste Gewitter gegen 16:10 Uhr aufzog.
2. Die erste Gewitterlinie war ausreichend stark genug, um die Temperaturen soweit zu drosseln (24 °C um 16:20 Uhr), sodass die Kaltfront nicht mehr den Nährboden hatte, um nochmal richtig nachzulegen.

Letztlich alles im Nachhinein erklärbar, wieso, weshalb, warum? Im Vorfeld aber ein stetiges Abwägen und Rätselraten darüber, was genau auf uns zukommt. Das ist Wetter. Das ist Natur. Das ist das, was mich so richtig fasziniert und mir so richtig spaß macht.

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