Mir wurde heute Abend ein Bericht zugeschickt, den ich mal etwas genauer unter die Lupe genommen habe:

Ohne dabei Werbung machen zu wollen über Seiten, die mit absolut oberflächlichen Posts eine große Reichweite generieren wollen, finde ich speziell diesen Post exemplarisch dafür, dass man sich kritisch mit Aussagen auseinandersetzen kann und diese auf Fakten checken kann.
Dazu möchte ich die folgenden Aussagen herausheben und überprüfen:
- Massive Hitzewelle ab Juli in Deutschland
- Viele Tage über 30 °C
- Sommer 2025 einer der heißesten seit 1993 – 2016 (70 – 100 % Wahrscheinlichkeit)
- Große Trockenheit (Hitze-Glocke)
Dann starten wir mal mit der Hitzewelle ab Juli. Da sich hier auf kein Wettermodell bezogen wird, sondern lediglich „aktuelle Prognosen“, müssen wir das prüfen. Das CFS, der verlängerte Arm des GFS vom amerikanischen Wettermodell macht mit seinen 4 Läufen folgende Konstellation.

Dann schauen wir uns dazu mal die Großwetterlage dazu an. Da hätten wir ein stabiles Hoch über den Azoren, ein schwaches Kontinentalhoch und viele Höhentiefs über Mitteleuropa. Es ist die exakt gleiche Großwetterlage wie jetzt. Und wer jetzt sagt: „Ja und? Die Glaskugel wirft das in 10 Wochen aus.“, dem sei gesagt: Die Großwetterlage wird von allen 4 Läufen bis Mitte August so gerechnet, mal mit Keil des Azorenhochs über uns, dann wieder Tiefdruck in der Höhe mit kühlerer Nordluft und vielen Schauern und Gewittern. Mit dieser Großwetterlage kann es keine Hitze geben. Dass es mal einzelne heiße Tage geben kann, ist normal, es wird aber nicht die Regel sein können, weil die Großwetterlage keine ausgewachsene Hitzewelle aus Süd zulassen wird. Das europäische ECMWF mit seinem Langfristmodell deutet auf genau die gleiche Konstellation hin mit Azorenhoch, Keil des Azorenhoch zu uns mit ausgeglichenen Niederschlägen, klassisch in Form von Schauern und Gewittern durch Höhentiefs aus Nordwest. Damit auch häufig Wind aus Nordwest und West, damit kann es keine Dauerhitze geben.

Was wären denn viele Hitzetage, oder eher gesagt ein neuer Rekord? Die Statistik verrät, dass 18 Hitzetage gemittelt in Deutschland schon viele wären, gemittelt liegen wir durch den deutlichen Anstieg der letzten Jahre bei 11 Hitzetagen. Speziell in Düsseldorf wären 14-19 Hitzetage (Temperatur steigt über 30 °C an) viel, alles darunter wäre durchschnittlich, unter 9 schon mau. Mit der Großwetterlage wären schätzungsweise 9 Hitzetage schon viel.

Damit wir dann auch von einem heißesten Sommer sprechen können, müssen wir deutschlandweit 2003 schlagen. Dieses Jahr ist auch der krasse Ausreißer im Vergleich zum Mittel der Jahre 1993-2016, welches vom ECMWF stammt. 5 der 6 heißesten Sommer gab es seit 2016. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch dieser Sommer unter Berücksichtigung der globalen Klimaerwärmung „heißer“ wird als im Mittel zuvor, ist dementsprechend keine Besonderheit, sondern leider mittlerweile traurige Normalität.
Was ist eigentlich eine Hitze-Glocke? Vereinfacht gesagt ist das ein Hoch, was sich auf warme Luftmassen legt und das aufsteigen von warmer Luft beschränkt, sodass es zu einem Wärmestau im erdnahen Luftschichten kommt. Dafür braucht es Luftmassen, die heiß und trocken sind, idealerweise aus Süd und/oder Ost. Und sollte auch stabil sein und über mehrere Tage Bestand haben. Aber das haben wir ja schon vorher geklärt, dass sowas die aktuelle Prognosen für den Sommer 2025 nicht hergeben.
Fazit:
- Massive Hitzewelle ab Juli in Deutschland -> unwahrscheinlich
- Viele Tage über 30 °C -> unwahrscheinlich
- Sommer 2025 einer der heißesten seit 1993 – 2016 (70 – 100 % Wahrscheinlichkeit) -> Wahrscheinlichkeit hoch
- Große Trockenheit (Hitze-Glocke) -> unwahrscheinlich
Vielleicht wurde da auch ne Menge vermischt und sich einfach nur das NOAA Modell angeschaut. Und wenn das NOAA Modell trocken und heiß sagt, was es tut, dann können wir getrost davon ausgehen: „Viel Schall, wenig dahinter.“ Check abgeschlossen, viel Panikmache, wenig realistisch.

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