🌀 Unterschiede zwischen Wettervorhersage, Prognose und Trend

Anhand des GFS-Modells und seiner Höchsttemperaturen für die kommenden 16 Tage

Gestern wurde mir eine berechtigte Frage gestellt:
Wie seriös ist eine Wettervorhersage für den 1. Juli, wenn wetter.com schon jetzt Temperaturen über 40 °C ankündigt?

Diese Frage nehmen wir zum Anlass, die Begriffe Vorhersage, Prognose und Trend zu klären – und mit Hilfe des US-amerikanischen Wettermodells GFS (Global Forecast System) ein aktuelles Beispiel zu betrachten.

📘 Begriffsklärung

🔹 Wettervorhersage

Die Vorhersage stammt direkt aus numerischen Wettermodellen (z. B. GFS, ECMWF) und basiert auf aktuellen Messdaten, physikalischen Gleichungen und Erfahrungswerten (z. B. Klimadaten oder typischen Wetterlagen).
👉 Sie ist modellbasiert und wird vom Computer berechnet.
👉 Ihre Zuverlässigkeit nimmt mit zunehmendem Zeithorizont deutlich ab (Faustregel: Tag 1–3 recht sicher, ab Tag 5+ zunehmend unsicher).

🔹 Wetterprognose

Die Prognose wird vom Meteorologen (also dem Menschen) erstellt. Sie beruht auf mehreren Modellvorhersagen, Erfahrung, statistischen Verfahren und einer Einschätzung der Unsicherheiten.
👉 Eine Prognose ist also eine gewichtete Bewertung der Vorhersagen mit einem Wahrscheinlichkeitsurteil.
👉 Die Prognose unterscheidet sich oft von einem einzelnen Modelllauf – weil sie bewusster Unsicherheiten kommuniziert.

🔹 Wettertrend

Ein Trend beschreibt die mögliche Entwicklung in einem längeren Zeithorizont (meist ab Tag 5 bis 10 oder mehr). Er bezieht sich auf viele Modellläufe (z. B. Ensemble-Daten mit 20–100 Einzelberechnungen) und fragt:
👉 Was ist häufiger berechnet worden?
👉 Wie groß ist die Streuung der möglichen Szenarien?
👉 Trends geben keine konkreten Werte, sondern eher eine Tendenz: z. B. „eher wärmer“, „möglicherweise feuchter“, „Hitze möglich, aber unsicher“.

🔍 Beispiel: 4 Modellläufe des GFS vom 18. Juni – Höchsttemperaturen Düsseldorf

Datum	Lauf 1	Lauf 2	Lauf 3	Lauf 4
19. Juni	26 °C	26 °C	26 °C	26 °C
20. Juni	28 °C	28 °C	28 °C	28 °C
21. Juni	30 °C	30 °C	30 °C	30 °C
22. Juni	34 °C	33 °C	34 °C	34 °C
23. Juni	31 °C	29 °C	26 °C	26 °C
24. Juni	25 °C	28 °C	23 °C	26 °C
25. Juni	28 °C	33 °C	27 °C	29 °C
26. Juni	33 °C	34 °C	31 °C	26 °C
27. Juni	36 °C	28 °C	30 °C	29 °C
28. Juni	32 °C	32 °C	34 °C	32 °C
29. Juni	27 °C	34 °C	25 °C	34 °C
30. Juni	29 °C	37 °C	24 °C	27 °C
1. Juli	28 °C	40 °C	27 °C	29 °C
2. Juli	25 °C	30 °C	30 °C	33 °C
3. Juli	24 °C	19 °C	26 °C	28 °C

🧭 Auswertung

Tage 1–4 (19.–22. Juni):
Die Läufe sind sehr stabil – → hohe Prognosesicherheit, da sich alle vier auf 26 bis 34 °C einigen.
→ Prognosebereich (meteorologisch belastbar)
Tage 5–8:
Die Temperaturen beginnen zu streuen, z. B. 23–33 °C → Zunehmende Unsicherheit.
→ Mischung aus Prognose & Trend
Ab 27. Juni:
Deutliche Abweichungen zwischen den Läufen (z. B. 28 bis 36 °C).
→ Klarer Trendbereich: Mögliches Hitzeereignis, aber mit Unsicherheiten.
1. Juli:
Ein Lauf zeigt 40 °C – der Rest bleibt unter 30 °C.
👉 Das ist ein Ausreißer, kein realistisches Vorhersagesignal.
👉 Trendbewertung: Unwahrscheinlich, dass dieser Lauf Realität wird.

⚠️ Fazit

Die Vorhersage (z. B. wetter.com: 40 °C am 1. Juli) ist nicht seriös, wenn sie ohne Kontext und Unsicherheitsangabe erfolgt.
Die Prognose würde das Szenario bewerten, Unsicherheiten kommunizieren und ggf. abmildern.
Der Trend zeigt aktuell: ein Hitzepeak um den 27./28. Juni ist möglich, aber für den 1. Juli sind 40 °C höchst unwahrscheinlich.

💡 Leider nutzen manche Onlineportale solche Einzelläufe, um Aufmerksamkeit zu erzeugen – und sorgen damit für unnötige Verunsicherung.

Abspann:

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